Demuth Ein hoher starcker Baum muß von dem Winde liegen: Ein niederträchtig Strauch / der bleibet stehn durch biegen. Amt der Obrigkeit Weil Obrigkeiten seugen sollen; wie kümts denn / daß sie saugen wollen ? Gemässigte Strafen Strafe soll seyn wie Salat: Die mehr Oel als Essig hat. Geitzhals. Den Geitzhals und ein fettes Schwein Schaut man im Tod erst nützlich seyn. Geduld. Leichter träget was er träget / Wer Geduld zur Bürde leget. Lob-Sucht. Der um Lobes willen thut Das was löblich ist und gut / Thut ihm selbsten was er thut Thut es nicht / dieweil es gut. Wolthat. Die Wolthat übel angewand Wird Übelthat gar wol genant. Die beste Artzney. Freude / Mäßigkeit und Ruh Schleust dem Artzt die Thüre zu. Nicht zu mutig / nicht zu furchtsam. Noch frech wagen / Noch weich zagen Hat jemals gar viel Nutz getragen Wol bedacht / Frisch verbracht / Hat offt gewonnen Spiel gemacht. Geitziger Reichthum. Wer Geld nicht braucht / doch hat / warum dann hat er Geld ? Drum / daß er etwas hat das ihn in Marter hält. Die einfältige Redlichkeit. Andre mögen schlau und witzig / Ich will lieber redlich heissen / Kan ich / wil ich mich befleissen / Mehr auff glimpfflich als auff spitzig. Der Daumen. Wann der Daume wird zunichten / Kan die Hand nicht viel verrichten: Wann man schwächt den Wirthschaffts-stand Da besteht nicht lang ein Land. Tisch-Freundschafft. Vermeinstu wohl der ein treues Hertze sey Den Dir zum Freunde macht dein offte Gasterey ? Dein Austern liebt er nur / dein Wildbrät / gar nicht dich; Auch mein Freund würd er bald / wann so wie du / lebt ich. Ehrgeitz. Der Ehren heisse Sucht verlescht uns durch entzünden / Erleuchtet uns offt so / daß wir dadurch verschwinden. Heutige Welt-Kunst. Anders seyn / und anders scheinen: Anders reden / anders meinen: Alles loben / alles tragen / Allen heucheln / stets behagen / Allem Winde Segel geben: Bös- und Guten dienstbar leben: Alles Thun und alles Tichten bloß auf eignen Nutzen richten; Wer sich dessen wil befleissen Kan Politisch heuer heissen. Trunkenheit. Es saufft sich voll für sich kein unvernünfftig Thier; O hätten sie Vernunft / sie trüncken auch wie wir. Verstand. Es geht für Kunst Verstand Weil dieser jen erfand; Wer nicht versteht ihr Ziel Den hilfft die Kunst nicht viel. Die Gesetze. Die nützen Gesetze Sind künstliche Netze / Drauß grosses entgangen / Dran kleines bleibt hangen. Wahr und Recht. Weil nicht durch steten Brauch sich leichtlich abereiben Die Wahrhet und das Recht / so werden sie wol bleiben. Herrschen / versetzt / Schehren. Grosse Herren / die da herrschen / mögen schehren nur nicht schinden: Hirten nehmen so die Wolle / daß sie Wolle wieder finden. Reformation. Immer dünckt mich / der nichts hat / der mag glauben was er wil / Denn um seine Seligkeit müht sich keiner leichtlich viel. Ansehn. Klug / an Hirne; Schön / an Stirne / Bringt den Mann Hoch hinan. Urthel auff Klage. Wann die Klage wird zum Urthel / Hat die Unschuld mehr kein Vorthel. Dankbarkeit. Rechter Danck Wird nicht kranck / Pflegt im dancken Nie zu wancken. Menschliche Thorheit Wann keine Thorheit mehr wird seyn / So wird die Menschheit gehen ein. Bescheidenheit. Wodurch wird Würd und Glück erhalten lange Zeit ? Ich meine durch nichts mehr / als durch Bescheidenheit. Traw / schaw wem ! Traw / schaw weme ! Gotte traw; In der Welt hingegen / schaw. Zustand. Wer hoch gestiegen ist / wil immer höher steigen / Wer niedrig stehet an / wil tieffer sich nicht neigen; Ein jeder wil hinauff und hasset seinen Stand Begehret immer das / was ihm doch nicht bekannt. Redlichkeit. Wer die Redlichkeit wil freyen / mag sich kühnlich lassen ein; Leichtlich / dann sie ist verächtlich / wird er wohl kein Hahnrey seyn. Quelle: Friedrich von Logau (1604 – 1655), Wikipedia) schlesischer Barocklyriker, Sinngedichte Reclam-Verlag |